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vom Spitzensportler zum Spitzenmanager

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Vom Spitzensportler zum Spitzenmanager


Ing. Arno Wohlfahrter, MBA ist einer der ganz wenigen Spitzensportler Österreichs der es nach seiner aktiven Karriere im Radrennsport in eine Topmanagement Position in der Wirtschaft geschafft hat. Für uns ein Grund mit Ihm über Parallelen und Gegensätze im Spitzensport und im Topmanagement zu sprechen.
Herr Wohlfahrter, Sie waren mehrfacher österreichischer Juniorenmeister, österreichischer Straßenmeister bei den Amateuren und den Profis und hatten einige Erfolge im Ausland. Heute sind Sie bei der BAWAG PSK für den Privat- und Geschäftskundenvertrieb verantwortlich. Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Karriere?

Ich habe meine Karriere definitiv nicht geplant, aber ich habe immer wieder Chancen die sich mir geboten haben genutzt. Als Kärntner habe ich wie viele junge Burschen mit dem Skifahren begonnen, aber bald mein Talent fürs Radfahren entdeckt. Zuerst war das nur ein Hobby, doch dann holte ich mir eine Lizenz und ich war von Beginn an bei Rennen vorne mit dabei. Trotzdem war es mir immer wichtig meine schulische Ausbildung, HTL für Maschinenbau/ Werkzeug- und Vorrichtungsbau, abzuschließen. Nach der Matura hatte ich die Gelegenheit ins Bundessportzentrum Südstadt zu übersiedeln, drei Jahren später, 1988 unterschrieb ich einen Vertrag in einem Italienischen Rennrad-Profi-Team.

Nach fünf Jahren als Profi kam für mich der Punkt wo ich merkte, dass es der Sport nicht mehr ist. Auf der anderen Seite hatte sich das berufliche Interesse noch nicht manifestiert. Aber wenn sich die Aufmerksamkeit verschiebt, ergeben sich automatisch neue Möglichkeiten. Und so kam ich zu meiner ersten Kolumne im Magazin Pedal, später Bike for Fun und wurde freiberuflicher Journalist und Fotograf, später war ich Redaktionsleiter und Chefredakteur.
Nebenbei absolvierte ich eine Ausbildung zum Akademisch geprüften Werbekaufmann und etwas später ein Post Graduate Studium.

1998 begann ich in der Funktion Werbung und Verkaufsförderung bei der Agip Austria wo ich drei Jahre später die Leitung für das Retailgeschäft und in weiterer Folge einige internationalen Aufgaben übernahm. In dieser Zeit schloss ich auch bei IMADEC mein Executive MBA ab. Diese Ausbildung war für mich extrem hilfreich. Ich bekam das nötige Verständnis für meine neuen Aufgaben und Tools die ich sofort in der Praxis umsetzen konnte.

2007 gründete ich dann ein eigenes Beratungsunternehmen, da ich immer mehr Anfragen aus meinem Umfeld erhielt und ich gleichzeitig meine immer stärker werdende Reisetätigkeit bei Agip aufgeben wollte. Kurz darauf wurde ich von einem Headhunter kontaktiert und ich erhielt das Angebot die Leitung der BAWAG Filialen zu übernehmen.

Wie ist man da auf Sie - ohne jede Bankerfahrung - gekommen?

Es ging hier um die die Optimierung des Filialgeschäfts, also suchte man jemanden mit Retail-Erfahrung – und diese Erfahrung brachte ich mit. Das Bankgeschäft musste ich natürlich rasch lernen.

Hilft Ihnen die Tatsache einmal Spitzensportler gewesen zu sein bei Ihrer jetzigen Managementaufgabe bzw. sehen Sie Parallelen zwischen Spitzensport und Spitzenmanagement?

Meiner Meinung nach gibt es da viele Parallelen. In beiden Disziplinen hat man das unmittelbare Ursache-Wirkungs-Prinzip. Im Sport habe ich schnell gelernt auf Veränderungen zu reagieren. Nirgendwo sonst ist man als Individuum so direkt von Fehlentscheidungen betroffen. Sei es durch suboptimale Entscheidungen betreffend der Trainingsmethode oder bei der gewählten Strategie im Rennen. Außerdem lernt man sich im Spitzensport selbst sehr gut kennen: Wie reagiert man in Extremsituationen? Wie geht man mit Niederlagen um? Wie zielstrebig ist man? Wie ist der Rhythmus zwischen Belastungs- und Regenerationsphase? Alles Erfahrungen die auch im Management sehr nützlich sind.

Was ich noch gelernt habe ist, meiner Intuition zu vertrauen. Wir sind heute alle viel zu „verkopft“. Das heißt natürlich nicht, dass man bei Strategieentscheidungen auf die Analysen von Daten verzichten soll. Aber bei der täglichen operativen Managementarbeit kann die richtige Intuition viel Zeit sparen. Denn Intuition basiert auf Wissen und Erfahrung. Und je mehr Erfahrung ich habe, desto schneller kann ich intuitiv richtig reagieren.

Wie sieht das im Bereich Leadership aus? Ist man als Spitzensportler im Radsport nicht mehr oder weniger ein Einzelkämpfer, während man als Manager ein Team führen muss und im Team spielen muss?
Das denken viele. Aber Radsport ist nur Vordergründig ein Einzelsport jedoch in der Praxis ein extrem komplexer Teamsport. Bei jeder großen Radrundfahrt sind über 20 Teams mit neun Startern im Rennen und man muss diese neun Menschen mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten und Persönlichkeiten adäquat einsetzen, um die bestmöglichen Resultate zu erzielen. Und trotz der Diversität muss das Team als geschlossene Einheit funktionieren. Egotrips werden da nicht gefördert.

Im Management sind die Teammitglieder zumindest körperlich nicht angespannt und können sich damit ausschließlich auf die geistige bzw. soziale Herausforderung konzentrieren. Im Spitzensport ist man körperlich auch noch total am Limit und muss trotzdem als Teamplayer funktionieren.

Die Diversität innerhalb eines Teams empfinde ich auch im Management als sehr produktiv. Das erlaubt verschiedene Standpunkte auszutauschen und führt zur Prosperität. Das muss man als Führungskraft eben aushalten und zulassen. Leider neigen Organisationen oft zu Konformität. Aber Konformität führt schon aufgrund von unterschiedlichsten Anforderungen selten zum Erfolg. Da sollte sich die Wirtschaft mehr am Spitzensport orientieren, wo der Trainer die Aufgabe hat die Besten zu nehmen, zu trainieren und egal wie verschieden sie sind zu einem Team zu formen.

Und führen Sie nun nach diesen Grundsätzen Ihr Team?

Ja, selbstverständlich ist das ein tägliches Bemühen. In meinem Bereich geben ungefähr 2.000 Mitarbeiter ihr Bestes, damit wir gemeinsam ein optimales Ergebnis erzielen.

Wie beurteilen Sie die neuesten Entwicklungen im Spitzensport, wo sich immer mehr Sportler durch illegale Mittel – sprich Doping - einen Wettbewerbsvorteil verschaffen?

Dazu möchte ich eine Gegenfrage stellen: Welche Bedeutung hat Corporate Governance in der Wirtschaft und welche Konsequenzen hat es, wenn der Corporate Governance Codex missachtet wird versus wie sieht Governance im Sport aus? Im Sport gibt es den Welt Antidoping Codex. Der WAC hat das Prinzip sportliche Aktivität unter den Prämissen Fairness, Gesundheit, Zusammenarbeit, Freundschaft und Ethik, zu fördern. Würden wir die Prinzipien des WAC auch in der Wirtschaft anwenden, würde diese anders aussehen.

Aber Sport ist ein enormer Wirtschaftsfaktor geworden und damit Teil der Wirtschaft. Sport ist abhängig von Sponsoren und diese wollen Renditen in Form von Werbewerten sehen. Jetzt frage ich Sie, wie kann ein seriöses Unternehmen mehrere 100% Rendite erwirtschaften? In diesem breiten Kontext muss man sich die Frage stellen: Wie können wir erreichen in Sport und Wirtschaft immer höher, besser, schneller und dadurch reicher zu werden, ohne moralische und ethische Prinzipien über Bord zu werfen?

Doping ist also nichts anderes als sich einen unlauteren Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Mitbewerber zu verschaffen. Ein Enron- oder Parmalat-Skandal entstand aus den genau gleichen Motiven und falschen Wertvorstellungen.

Ein weiteres Problem sehe ich in unterschiedlichen Transparenzanforderungen. Wenn ich in einem Markt in dem der durchschnittliche Wert für Transparenz bei 5 liegt immer mit dem Wert 10 (hohe Transparenz) agiere, handle ich mir langfristig klare Wettbewerbsnachteile ein. Also versucht jeder durch verschiedene Kontrollmechanismen Marktasymmetrien und damit Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Zwinge ich jetzt nur eine Branche bzw. bestimmte Firmengruppen oder eine Sportart zu absoluter Transparenz wird diese Branche bzw. dieser Sport aufgrund der Wettbewerbsnachteile sofort uninteressant.

Also ich sehe darin ein gesellschaftliches Phänomen bei dem es um Wertehaltungen und Wertekonstrukte als Leitlinie des Handels in einer Gesellschaft geht - und die sollten wir alle einmal überdenken.

Was wäre Ihrer Meinung nach eine Möglichkeit dieser Misere zu begegnen?

Die Frage kann ich wieder nur mit einer Gegenfrage beantworten: Wird es in der Zukunft Medien geben die über Sportler berichten weil sie sich 100% korrekt verhalten aber deshalb nicht auf dem Siegertreppchen stehen? Wird es Sponsoren geben die in solche Sportarten investieren die nachweislich nach höchsten ethischen Grundsätzen agieren, aber keine neuen Weltrekorde mehr hervorbringen? Wird die Gesellschaft je bereit sein diese Leistungen anzuerkennen?

Solange es um „Brot und Spiele“ und „Spektakel“ geht, wird der Anreiz sich - wie auch immer - einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen, viel zu groß sein.

Und in der Wirtschaft?

Da sehe ich dasselbe Problem. Ich bin ein Anhänger von „Werte statt Regeln“. Solange die Werte die falschen sind, kann das Problem auch mit noch so vielen Gesetzen, Regeln und Vorschriften nicht gelöst, nur besser kontrolliert werden. Egal ob es sich um das Thema Korruption, Steuerhinterziehung oder Bilanzfälschung handelt.

Haben Sie aufgrund der jüngsten Skandale im Radrennsport genug von diesem Sport?

Nein, auf keinen Fall. Ich sehe mir die Rennen immer noch gerne im Fernsehen an und fahre selbst noch leidenschaftlich gerne etliche Kilometer im Jahr.

Herzlichen Dank für das Gespräch!
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